10.01.2009

Regine Pfeiffer

Hintergrund "Schweinefirma"

Am 20. November fand in München ein internationaler Kongress zum Thema Computerspiele und Gewalt statt (http://www.hm-medienkongress.de). Dort referierte Rainer Fromm zum Thema „Computerspiele: Zwischen Faszination und Gewalt. Video- und Printdokumentation über die schleichende Militarisierung und Brutalisierung der Gesellschaft“.

Unter anderem kommentierte er in seinem Vortrag die Altersfreigabe „ab 18“ für das Spiel Der Pate von Electronic Arts. Er sagte, die Kennzeichnung sei eine Fehlentscheidung der USK gewesen, dieses Spiel sei wie kaum ein anderes gewaltverherrlichend und hätte von daher indiziert werden müssen. Darauf hin meldete ich mich zu Wort und berichtete von meiner Analyse des Spiels und von meinem Versuch, gegen Electronic Arts nach §131 zu klagen.
Die Gewaltverherrlichung, die Herr Fromm durch Videoclips belegt hatte, ergänzte ich mit Zitaten aus dem Lösungsbuch, insbesondere wies ich auf die Seiten hin, in denen das Verbrennen eines Menschen wie die Zubereitung einer Mahlzeit dargestellt wird. Es wird gesagt, dass es Spaß macht – im Text werden die Adjektive „amüsant“ und „befriedigend“ verwenden – das Opfer in einem Backofen zu braten. Im Zusammenhang mit den Zitaten aus dem Lösungsbuch nannte ich Electronic Arts Schweinefirma.

In den Berichten der Medien war in den nächsten Tagen zu lesen, Electronic Arts hätte von mir eine Entschuldigung gefordert.
Ich erhielt von Herrn Lorber, dem Pressesprecher der Firma, drei E-mails, in denen er zunächst die Bestätigung des Sachverhalts erbat, dann aber Gemeinsamkeiten unserer Positionen betonte und meinte, wir würden lediglich „das eine oder andere“ unterschiedlich interpretieren. Weder empfahl er mir in diesen Briefen eine Entschuldigung, noch forderte er eine solche.

Angesichts dessen, was ich über das Spiel und über das Lösungsbuch gesagt hatte, halte ich es für angemessen, auf diese anbiedernden Mails in einem offenen Brief zu antworten und im Zusammenhang damit die Gewaltverherrlichung in dem Spiel Der Pate noch einmal konkreter und ausführlicher zu belegen. Da das Spiel in enger Anlehnung an GTA entstanden ist, gehe ich dabei auch auf dieses Spiel ein.

In München hatte Herr Fromm einen Zusammenhang zwischen bestimmten Gewalt-Optionen in Computerspielen und dem Holocaust hergestellt. Er hatte gesagt, vor dem Hintergrund der Shoah könnte es nicht angehen, dass in bestimmten Kriegsspielen die Anwendung von Giftgas möglich ist.

Aus dem gleichen Grund geht es nicht an, dass Der Pate die Option anbietet, Menschen lebendig ins Feuer zu werfen und dass in GTA IV die Ermordung von Juden Spielinhalt ist und dabei antisemitische Propagandasprache verwendet wird.