Archiv für den Monat: Oktober 2010

Gewalt gegen Frauen in Computerspielen, Frau TV 23.09.2010 – Antwort auf die Beiträge im Gästebuch

Zur Entstehung des Beitrags:

Die Idee, Frau TV zu kontaktieren hatte ich, als ich gleichzeitig mit der obszönen Gewalt in Dantes Inferno und der in Heavy Rain konfrontiert war. Ich bot FrauTV  eine Vorführung der entsprechenden Videos an. Nach den ersten Gesprächen am Telefon, wurden David und ich gebeten,   uns für einen Beitrag zu Verfügung zu stellen. Die Zeitbeschränkung stand bei der Produktion von  vornherein fest.  Es war klar, dass lediglich Miniszenen gezeigt würden und  dass auf Kontext verzichtet werden müsste. Später stellte sich auch noch heraus, dass Szenen aus Spielen ab 18 nicht gezeigt werden sollten, allerdings nicht, um die Nerven der Zuschauer am Abschalten zu hindern, sondern aus rechtlichen Gründen.  Angesichts der öffentlichen Tabuierung von Computerspiel-Gewaltbildern, fand ich WENIG BESSER ALS NICHTS. Bei ihren Kindern würden Eltern solche Szenen wie die aus Heavy Rain mit Sicherheit nicht zu sehen bekommen.
Die Aufnahmen für den Beitrag dauerten sehr lang,  mit denen auf der Gamescom ca. sieben Stunden, das heißt, 95% wurden geschnitten. Natürlich hatten wir korrekte Informationen zu allen Spielen gegeben, aber leider entstanden durch die Anmoderation ein paar kleine Fehler. Die Aufregung über die Angaben zur Alterseinstufung fand ich jedoch ziemlich hysterisch. Konnten die Schreiber im Ernst glauben, dass wir GTA SA und GTA IV nicht unterscheiden können? Bei der Szene, wo der Prostituierten auf der Straße die Kehle durchgeschnitten wird, stand doch drunter: GTA San Andreas, Rockstar Games.   Die  Kernbotschaft des Beitrags jedoch  waren die Inhalte der gezeigten Szenen.  Und die waren alle korrekt.

Jetzt zur Kritik im Einzelnen.

GTA IV

1.     Ich habe nie behauptet, dass dieses Spiel ausschließlich von brutalen Spielszenen lebt. Warum unterstellen Sie  das? In Vorträgen gehe ich ausführlich auf satirische Elemente des Spiels ein (Beispiele: Brucies Steroidmissbrauch, der Kindesmissbrauch durch den Wild Traveller,  Faktenverdrehung durch  Juristen etc. )  Ich habe im Beitrag nichts weiter getan, als auf Gewalt gegen Frauen hinzuweisen und diese zu zeigen. Meines Erachtens gibt es für für Bilder wie diese hier keine Entschuldigung.

Auch wenn Sie beteuern, dass Spieler nicht gezielt Gewalt gegen Frauen ausüben. Schon allein die Option reicht.  Sie halten es  ja auch nicht für möglich, dass  gezielt Gewalt gegen Juden ausgeübt wird.  Wird es aber doch.  Schauen Sie sich die Videos an.

http://www.youtube.com/watch?v=CDhPSf_BW60

http://www.youtube.com/watch?v=1d5r3nonfcY

http://www.youtube.com/watch?v=JgW3U8UJi78

Ich  habe kürzlich weitere gefunden, aber leider die Links nicht archiviert.

2.     Der alte Jude auf der Brücke

http://www.youtube.com/watch?v=Ktch-4G4Yws&has_verified=1


Der alte Jude auf der BrückeSie hatten  verschiedene Erklärungen dafür  gefunden, dass der alte Jude  hier auf dem Brückengeländer sitzt. Ohne, dass Sie das Bild gesehen hatten, waren Sie der Meinung, hier würde sich jemand ausruhen.  Schauen Sie es  sich an und geben Sie mir EINEN vernünftigen Grund für das  Arrangement.   Der Jude  sitzt hier ausschließlich, um rassistische Gewalt zu ermöglichen.  Welchen realistischen Grund  sollte es sonst für diese absurde Platzierung geben?
Offensichtlich fanden auch andere YouTube Nutzer diese Szene  anstößig: Heute liest man auf der entsprechenden Seite: „ Dieses Video bzw. diese Gruppe enthält möglicherweise Inhalte, die für einige Nutzer unangemessen sein können, und wurde daher von der YouTube-Community gemeldet.“
http://www.youtube.com/verify_age?next_url=http%3A//www.youtube.com/watch%3Fv%3DKtch-4G4Yws
Von MIR stammt die Meldung NICHT.

Weitere Videos der Art finden Sie hier:

http://www.youtube.com/watch?v=CDhPSf_BW60

http://www.youtube.com/watch?v=1d5r3nonfcY

http://www.youtube.com/watch?v=JgW3U8UJi78

3.     Sie meinen, Rockstargames sollte gegen meinen Bruder und mich eine Verleumdungsklage anstrengen.   Was Sie sich fragen sollten ist, warum die Firma das nicht längst getan hat. Sie würde  mit Sicherheit den Kürzeren ziehen.  Leider trauen sich diese Firmen das nicht. Auch EA mit dem unsäglichen Pate-Spiel hat es nicht  gewagt.  Als ich sie Schweinefirma nannte, waren Spieler der Meinung, die Firma müsste eine Entschuldigung verlangen. Aber sie tat nichts dergleichen. Im Gegenteil, der Pressesprecher, Herr Lorber, schrieb mir einen freundlichen, ja geradezu anbiedernden  Brief, in dem er die  Behauptung aufstellte, er und ich, wir wollten im Grunde genommen das gleiche. Anstatt eine Entschuldigung zu fordern schrieb er, ich solle ihm „gelegentlich“ von meiner Studienreise nach Korea berichten (auf der ich über Spielesucht geforscht hatte.)

4.     Ihre Aussage zur nicht erfolgten Indizierung von GTA IV ist FALSCH: Herr Hilse, der  Oberste Vertreter der  Landesjugendbehörden, wollte das Spiel indizieren. Er legte VETO gegen die Freigabe ein. Dann lief das vorgeschriebene Konflikt-verfahren ab, und dann erhielt das Spiel die Einstufung „Keine Jugendfreigabe“.

Zu  Red Dead Redemption und der unsäglichen Trophäe

Ich wundere mich, dass keiner von Ihnen den Fehler in diesem Teil des Beitrags gesehen hat. Man kriegt ja nicht hundert Punkte für die Aktion mit der Frau, sondern nur fünf.  Aber eine belanglose Randerscheinung ist diese Trophäe keineswegs.
Ihre Argumente beziehen sich fast ausschließlich auf  Missionen und die  freie Spielewelt.  Dabei übersehen Sie genau das, was wir kritisiert haben.  Es gibt mit den Achievements/Trophäen eine Form von Belohnungen, die völlig unabhängig von Kontext und Zusammenhang ist.

Im folgenden Auszug aus dem Trophäen Leitfaden wird auch deutlich, was es mit Ihren Hinweisen auf die Verfolgung, also die Bestrafung der  Gewalt gegen Unschuldige, auf sich hat. Es ist leicht, diese Folgen los zu werden.   Man besorgt sich ein Begnadigungsschreiben, man besticht Zeugen, des Gewaltakts und dergleichen. Den Verlust von Ehrenpunkten bei Diebstahl, Raub und anderen Verbrechen kann man, vermeiden, indem man sich ein Halstuch kauft, und sich das vors Gesicht bindet.
Also moralische Anstalten, so wie Sie das hinstellen, sind weder die GTA Spiele noch ist es RDR.

Zum Beleg ein paar Beispiele aus dem Trophäen Leitfaden

trophaee1

Freunde an hoher Stelle
Benutze ein Begnadigungsschreiben bei mehr als $ 5.000 Kopfgeld im Einzelspieler-Modus.
Immer wenn ihr gegen das Gesetzt verstoßt, erhöht sich euer Kopfgeld. Dieses könnt ihr mit Begnadigungsschreiben gleich 0 setzen. Lasst euer Kopfgeld auf 5000$ steigen und kauft euch dann in diesem Wert ein Begnadigungsschreiben. Dies ist in jeder Stadt möglich und auch auf der Karte markiert.
Wenn ihr nicht genug Geld habt, könnt ihr auch ein Begnadigungschreiben benutzen, das ihr gefunden habt.

trophaee2

Retter der Ritterlichkeit?
Erreiche den höchsten Ruhm- und entweder den höchsten oder den niedrigsten Ehren-Rang.

trophaee3

Unnatürliche Selektion
Erledige ein Exemplar jeder Tierart im Spiel im Einzelspieler-Modus.

trophaee4

Voll ins Schwarze
Erziele 250 Kopftreffer in einem beliebigen Spielmodus

trophaee5

Heimtückisch
Lege eine gefesselte Frau auf die Eisenbahnschienen und sieh zu, wie sie überfahren wird.
Hierfür müsst ihr eine Frau fesseln und auf die Bahngleise legen, sodass die Frau vom Zug überfahren wird.

Zur Heavy Rain Szene

Sie sind ja der Meinung die Szene würde durch die Einordnung in einen Handlungskontext weniger schlimm. Ich sehe das anders: Egal, ob Madison getötet wird, oder ob einem ihre Befreiung gelingt, und sie dann den Doktor tötet: Das Bild von dem Bohrer, der sich langsam auf die die Genitalien der Frau zu bewegt, dieses Bild  in die Köpfe von Jugendlichen  zu bringen, das ist der Skandal. Hans-Peter-Paul: Sie schreiben, „wer so etwas tun will, darf es ab 18 gerne tun. Why not?“. Aber das Spiel hat eine 16er Wertung, und auch wenn es ab 8 wäre, fände ich die Szene ganz und gar anstößig.
Und noch einmal zu den Achievements zurück: Für Heavy Rain gibt es eine Goldtrophäe, sie heißt Perfektes Verbrechen, bei der muss man Madison (und andere, die gegen den Origami-Killer agieren)  sterben lassen.

Was mich außerordentlich beschäftigt, ist die extrem unterschiedliche Reaktion von Gamern und Spiele-Laien.  Wenn ich Leuten von dieser Szene nur erzähle, sind sie auf tiefste schockiert. In Vorträgen  verzichten manche darauf, sie sich anzuschauen.  (Ich warne vorher).

Einige von Ihnen beteuern zwar, Sie würden mit Madison mitleiden, aber die meisten versuchen, die Gewalt durch Hinweis auf die viel schlimmere Gewalt in Filmen zu relativieren. Nachdem ich vor 14 Tagen die Analyse gelesen habe, die Redakteure der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung von Kinderfilmen „ab 12″ vorgelegt haben, vermute ich, dass Sie damit  in gewisser Weise Recht haben. Aber sollen wir über Masern nicht mehr reden, nur weil es irgendwo Cholera gibt? Einer der Anonymen unter Ihnen schrieb „Und mit 18 Jahren bin ich keineswegs aggressiv, eher abgehärtet weil es mir leichter fällt, beleidigungen oder ähnliches an mir abprallen zu lassen„. Eine interessante Selbstbeobachtung.  Ich bezweifle, dass seine Freundin oder seine späteren Kinder es gut finden werden,  dass er gelernt hat, Kränkungen abprallen zu lassen. Die Ungerührtheit wird ja nicht selektiv erzeugt, sondern bedeutet allgemein eine dickere Hornhaut auf der Seele.

Dantes Inferno

Dantes Inferno wurde ja von Frau TV nicht thematisiert, was ich schade fand. Wegen der Kombination von Gewalt und pornografischen Elemente, übertrifft es Heavy Rain bei Weitem, das ja in vielerlei Hinsicht ein schönes und anrührendes Spiel ist.
Um die Lücke zu schließen,  würde ich hier eigentlich gern ein Bild aus diesem Spiel einfügen. Aber das Bild ist so widerwärtig, dass ich es niemandem zumuten will. Deswegen beschreibe ich die Szene nur: eine nackte Frau kniet vor der vom Spieler gelenkten Figur. Sie fleht um ihr  Leben, aber er zeigt keine Gnade sondern rammt ihr seine Waffe, eine Sense, mitten ins Gesicht, so dass diese den Kopf durchbohrt und beim Hinterkopf wieder rauskommt. Wer braucht so etwas? Es ist eine Szene, die im Spiel oft wiederholt wird, weil der Spieler, um seine Waffe optimal

Vereinzeltes

Muss ich die Namen von Spielen kennen, deren Gewaltszenen ich moniere?

„Wenn man sich mit etwas nicht auseinander setzt kann man es auch nicht beurteilen Also namen her… „ fordert Christian.  Ich halte das für abstrus.  Wenn ich einen Verkehrsunfall melde, muss ich auch nicht die Marken der darin verwickelten Autos kennen. Und wer sagt, dass sie sich damit „auseinandersetzen“ muss. Sie kann  einfach mit Schrecken auf die Bilder reagieren und Schluss.

Zur Verantwortung der Eltern
Eltern sind keineswegs hilfos dagegen, wie im Bericht Diese müssen einfach mal Interesse an den Tätigkeiten Ihrer Kinder zeigen und wenn das Kind mal ein Spiel spielt wird es doch nicht schwer sein, dabei mal dem Spielenden über die Schultern zu schauen erwähnt wird!.

Minderjährige bezahlen bei Bigpoint

Gabunon schreibt Folgendes: Ein Weiteres Beispiel wie Falsch dieser Artikel und seine Aussagen gibt ist diese „Pimp“ OnlineSPiel, dieses kostet nämlich Geld was mit Kredikkarte bezahlt werden muss.. Was hier natürlich schön unter den Teppich gekehrt wird und die Falschaussage das jeder 6 Jährige dadran kommt in die Welt gesetzt wird. Bigpoint sollte hier eine Verleumdungsklage gegen Frau Pfeiffer und FrauTV einreichen..

Lieber Gabumon, ich musste alle Fragen in den Interviews spontan beantworten, aber Sie hatten die Chance mit ein paar Klicks Ihre Behauptungen zu überprüfen, ebenso, bzw. noch mehr, die von Ihnen so gepriesene Institution Fernsehkritik TV, die über das Bezahlen bei THE PIMPS wirklich Unsinn geschrieben hat. Warum haben Sie das nicht getan?

Also: 1. Bigpoint preist alle Spiele als KOSTENLOS an. Aber die Spiele sind so aufgebaut, dass man verführt wird, Zusatz-Items zu kaufen, die die Langeweile mildern, bzw. den Fortschritt erleichtern.
einverstaendniseltern2. Man kann in alle Bigpoint-Spiele rein, indem man sein Geburtsdatum fälscht. Dabei kann man z.B. angeben, man sei 2004 geboren, dann erhält man die Rückmeldung, dass man mindestens 12 sein muss, also ändert man das Geburtsjahr in 1998. Man muss sich dazu nicht einmal neu einloggen. Dann wird man mit diversen Kaufangeboten konfrontiert. Will man einen Einkauf tätigen, erhält man nebenstehende  Mitteilung.

Also: der minderjährige Nutzer bescheinigt sich hier die Einverständnis der Eltern.

Nicht umsonst bietet die Firma dann  eine lange Palette von Bezahlmöglichkeiten an.
Also, lieber Gabumon, klicken Sie doch mal diese Schritte nach. Wenn ich etwas Falsches gesagt habe, schreiben Sie mir.
Übrigens, für das unsägliche Spiel THE PIMPS, können Sie das nicht mehr tun. Dieses war ja schon längere Zeit umstritten, und wurde kürzlich zurückgezogen.

Ich habe diese Dinge schon oft genug in der Öffentlichkeit beschrieben, aber Bigpoint wird sich hüten, eine Verleumdungsklage gegen mich anzustrengen. Sie würden auf jeden Fall den kürzeren dabei ziehen.

Und noch eines, Gabumon:  Sie schreiben .. Und schon geht das Gesülze der Frau wieder los von ihr frei erfundener Abzocke, Gewalt oder Suchtkram.
Meinen Sie nicht, Ihre Tonlage ist etwas daneben? Ich würde mich freuen, wenn wir auf zivilere Weise ins Gespräch kommen. (mail[at]regine-pfeiffer[punkt]de)

Zu schnelles Auto Fahren – Computerspiele

Gerfi 15: „Vielleicht habe ich doch noch ein Argument: Es gibt auch spiele in denen man ein Auto mit über 300 Km/h über eine Rennbahn heizt, und trotzdem werden die Ursachen durch Autounfälle durch zu schnelles Fahren nicht bei diesen Spielen gesucht“.
Lieber Gerfi. So einfach ist das nicht. Die Wissenschaft behauptet doch NIE monokausale Zusammenhänge. ABER: Es gibt zwei Untersuchungen, die nachgewiesen haben, dass direkt nach dem Spielen von Autorennspielen das Unfallrisiko steigt. Eine wurde vom Fahrschullehrerverband in London durchgeführt, die andere in – von wem, weiß ich nicht mehr, in München.

Ein Beitrag bezog sich auf die Ratschläge, die Frau TV im Anschluss an die Sendung formuliert hat. (Ich finde den Eintrag nicht mehr). Ich wurde ermahnt auch derartig Konstruktives zu liefern: Lieber Mahner:  Diese Ratschläge stammen von mir, ich habe Arno Klothen die Datei überlassen, die ich in Vorträgen verwende.   Wenn ich von der Zumutung gesprochen habe, die die Computerspiel-Fernseh-Internet Probleme für die Eltern bedeuten, predige ich doch nicht Passivität.  Ich habe lediglich auf das ungleiche Kräfteverhältnis zwischen Eltern und Spiele-Industrie hingewiesen.

Fazit:

Ich fand es schade, dass die Limitierung, die das Sendeformat mit sich brachte, von den Kritikern nicht verstanden wurde. Das hat viel überflüssigen Ärger produziert. Mit dem 7-Minuten Limit war es einfach nicht möglich, den Kontext zu erklären.  Wir hätten den Raum für konstruktivere Dialoge verwenden können. Aber immerhin, ein paar Brücken wurden vielleicht doch gebaut.

Statement von David Klinkhammer zu den Einträgen im Gästebuch von Frau TV

Sendung von Frau TV am 23.9.2010 zum Thema „Gewalt gegen Frauen in Computerspielen“

Ein Statement von David Klinkhammer zu den Einträgen im Gästebuch

Verbote: Weder Regine noch ich fordern Verbote. Warum? Verbote erfüllen erst dann ihren Zweck, wenn eine Einhaltung gewährleistet ist bzw. kontrolliert werden kann. Gleiches gilt für Alterseinstufungen der USK. Die einzige Möglichkeit in der Öffentlichkeit zu überprüfen, ob, beispielsweise, ein 12jähriger ein Spiel mit dem USK-Siegel ab 16 erwirbt ist die Alterskontrolle in den jeweiligen Geschäfte oder bei großen Online-Handelshäusern. Wenn die Spiele jedoch entweder von älteren Bekannten/Verwandten, als Raubkopie aus dem Internet, von Privatverkäufern in Onlineshops oder anderen Quellen bezogen werden, verliert die Einstufung oder das Verbot jegliche Wirkung. Dadurch wird klar, dass die letzte wirkungsvolle Instanz bei der Kontrolle nur die Eltern sein können. Doch nach wie vor sind viele der Eltern in ihrer Kindheit komplett ohne Videospiele aufgewachsen. Sie haben oft keinen Zugang zu diesem Medium und darum hat es sich Regine zur Aufgabe gemacht in ihren Vorträgen Eltern und Pädagogen über alle möglichen Spielinhalte aufzuklären. Jeder der Gelegenheit bekommt sollte sich einen ihrer Vorträge anschauen um sich von ihrer Fachkompetenz zu überzeugen. Als Quelle für die Fakten in diesem Abschnitt gebe ich die FAQs der USK an.

http://www.usk.de/die-usk/faqs/

Weiterführend sind aber auch folgende Links der USK-Seite interessant:

http://www.usk.de/fileadmin/documents/grundsaetze-der-USK-2006.pdf

http://www.usk.de/pruefverfahren/pruefverfahren/

http://www.usk.de/pruefverfahren/alterskennzeichen/

Vergleich zwischen Film und Videospiel: Als häufiges Argument für gewalthaltige Videospielen wird oft der Vergleich zu bestimmten Filmszenen herangezogen. Dieser Vergleich erscheint auch erst einmal logisch, da das Medium Film im Gegensatz zu anderen Unterhaltungsmedien wie Büchern, Hörspielen, Zeitungsberichten etc. die meisten Parallelen in der Darstellungsform zum Medium des Videospiels aufweist. Bei diesem Vergleich wird jedoch oft die wichtigste Abgrenzung zu anderen Medien und zugleich der größter Reizfaktor bei Videospielen vernachlässigt. Die Interaktivität. Ich bin nicht passiver Beobachter einer fiktiven Welt sondern der Hauptakteur.

Das Maß an Freiheiten des Hauptakteurs hängt unter anderem stark vom Genre ab. Hier muss klar differenziert werden da eine mögliche  Identifizierung mit der Spielfigur durch z.B Open-World Spiele begünstigt wird. Somit stelle ich fest, dass der Vergleich zu Filmen bei der Frage „Wie empfinde ich das Erlebte?“ unangebracht ist. Auch wenn eine Szene inhaltsgleich in verschiedenen Unterhaltungsmedien dargestellt wird, empfinden wir sie anders. Dabei möchte ich die  Diskussion über die Wirkung des Erlebten an dieser Stelle einmal außen vor lassen.

Hier ein weiterführender Artikel in dem das Phänomen Open-World in Videospielen, meiner Meinung nach, sehr treffend  dargestellt wird:

http://www.pcgames.de/Panorama-Thema-233992/Specials/Freiheit-auf-Knopfdruck-Die-Faszination-der-Open-World-Spiele-wie-GTA-und-Co-749930/

Erwachsene können selber entscheiden was sie sehen/spielen wollen: Dem stimme ich mit einigen Vorbehalten zu. Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, sein Leben selbstbestimmt zu gestalten. Das trifft auch auf die Freizeitgestaltung zu. Doch wo die meisten Erwachsenen mit Hilfe ihrer Fähigkeit zur (Selbst)-Reflexion auf ein gefestigtes Moralverständnis/-empfinden zurückgreifen können, benötigen Kinder und Jugendliche oft die Unterstützung von Eltern und Pädagogen um Situation und Emotionen für sich richtig einzuordnen. Doch solange der Jugendmedienschutz wie, oben beschrieben, derartige Lücken aufweist muss man immer davon ausgehen, dass Kinder und Jugendliche Videospiele spielen die für ihre Altersgruppe entwicklungsgefährdend sein können. Daher sollte man korrekter Weise sagen, dass jeder Mensch entscheiden sollte, was er spielen möchte und mit dieser Ansicht stimme ich nicht überein. Darüber hinaus denke ich, um etwas konkreter zu werden, dass Red Dead Redemption auch ohne die Möglichkeit (oder die Bedingung für eine Trophäe/Archievement) eine Frau gefesselt vor einen Zug zu legen ein faszinierendes Spiel wäre und niemand eine solche Funktion vermisst hätte. Sei diese Szene nun ein bekanntes Westernmotiv oder nicht.

Auswirkungen von Gewaltszenen in Videospielen: In der öffentlichen Auseinandersetzung mit Videospielen ist die Frage nach den Auswirkungen von Gewaltinhalten neben der Onlinespielesucht ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Oft werden in der Öffentlichkeit sehr pauschalisierende Schlussfolgerungen aus Medienbericht gezogen wie: Medien: „Amokläufer spielte gewalttätige Videospiele“ (Quelle: http://www.welt.de/vermischtes/article3361746/Amoklaeufer-spielte-gewalttaetige-Videospiele.html) mögliche Schlussfolgerungen: Videospiele machen aggressiv und fördern Amokläufe. Eine kleine Recherche bei Google.de mit den Schlagworten „Amoklauf“, „Videospiele“ und „agressiv“ macht aber relativ deutlich, dass sich so schnell keine seriöse Quellen finden lässt die eine solche Schlussfolgerungen publiziert. Auch weder Regine noch das KfN haben jemals diese Haltung angenommen. Alle Behauptungen die Regine in der Öffentlichkeit aufstellt lassen sich wissenschaftliche Quellen zurückführen. Das trifft auch auf die Aussagen zu die in der Frau.TV-Sendung getroffen worden sind. Dennoch vertreten Regine und ich die Ansicht, dass Videospiele ein Risikofaktor sind. Diese Aussage bezieht sich auf das Risikofaktorenmodell, dass ursprünglich aus dem Gesundheitswesen stammt. Diese Theorie dient dazu den Ursprung von Krankheiten festzustellen und besagt, dass bestimmte Aspekte im Leben eines Menschen einen Risikofaktor darstellen können. Ein gutes Beispiel ist das Rauchen von Zigaretten. Nach dem Risikofaktorenmodell ist das Rauchen ein Risikofaktor für verschiedene Krankheitsbilder (z.B. Lungenkrebs). Es gibt aber Raucher, die sterben, ohne jemals Lungenkrebs gehabt zu haben. Andererseits gibt es aber auch solche Menschen, die niemals geraucht haben und trotzdem an Lungenkrebs sterben. Genauso verhält es sich mit Videospielen. Sie sind ein Risikofaktor für Krankheitsbilder auf unterschiedlichen Ebenen. Zum einen kann durch das ständige Sitzen und den Bewegungsmangel das Entstehen Fettleibigkeit und möglichen Folgeerkrankungen begünstigt werden (physische Ebene), zum anderen kann es passieren, dass man sich durch exzessives Spielen von Videospielen von seinen Freunden und der Familie immer mehr zurückzieht (gesellschaftliche Ebene). Außerdem kann es vorkommen, dass Kinder und Jugendliche die schulischen Pflichten vernachlässigen deren Folgen zu Depressionen führen können (psychische Ebene). Unsere Behauptung ist also: Videospiele machen niemanden gewaltätig aber sie das Entstehen von bestimmten Krankheitsbildern begünstigen. Und schließlich wird jeder Arzt der sich mit dem Risikofaktorenmodell beschäftigt seinen Patienten raten, die Liste seiner persönlichen Risikofaktoren zu minimieren. Ganz gleich, ob der Patient nun eine Disposition für ein bestimmtes Krankheitsbild hat oder nicht.

Ein Statement von David Klinkhammer